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Zwischen Asche, Hoffnung und der Erkenntnis, dass Leben immer weitergeht

  • christophmatthes86
  • 19. Nov.
  • 10 Min. Lesezeit

Der vierte Tag begann mit einem Widerspruch, der in Israel fast alltäglich ist und trotzdem jedes Mal schmerzt:

Draußen über Tel Aviv lag ein stiller, glitzernder Sommermorgen — drinnen im Hotelzimmer lag ein Tagesplan, der wusste, dass Schönheit und Schrecken in diesem Land immer nur eine Straße voneinander entfernt sind.

 

Um 7 Uhr Frühstück. Obst, Eier, Meerblick — als wäre die Welt heil.

Um 7:30 Uhr Lunchpakete, Bus, Mikrofon.

Und dann wieder diese Stimme von Corinne Goldberg, die mehr kann als führen:

Sie kann ein Land erklären, ohne es zu rechtfertigen.

Sie kann Fakten sprechen lassen, ohne sie kalt zu machen.

Sie kann uns vorbereiten — und weiß doch, dass man auf diesen Tag nicht vorbereitet sein kann.

 

Der Weg nach Süden war wie das langsame Ausschalten einer Illusion:

Je weiter wir fuhren, desto leiser wurde der Bus.

Tel Aviv blieb als Spiegelbild im Rückfenster zurück — Hightech, Strände, Start-ups, Zukunft.

Vor uns lagen Orte, die den 7. Oktober nie wieder abschütteln werden.

 

Corinne erzählte von Sirenen als Normalzustand, von Menschen, die zwischen Kindergarten und Bunker pendeln, von Alltagen, die mehr Aushalten sind als Leben.

 

Ich merkte, wie die Leichtigkeit vom Morgen aus meinen Schultern wich.

 

Kibbutz Nahal Oz – Ein Garten, der zu Asche wurde und trotzdem weiterwächst

Als wir Nahal Oz erreichten, war es still.

Nicht die stille Idylle eines Kibbutz.

Sondern die Stille nach einem Schrei.

 

Auf den ersten Blick:

grüne Wege, gepflegte Häuser, Spiel- bzw. Sportplätze.

 

Auf den zweiten:

verbrannte Türen, zerstörte Fenster, Einschusslöcher, ein Teppich von Patronenhülsen.

 

Wir begegneten Menschen, die den 7. Oktober überlebt haben — wobei „überlebt“ ein viel zu kleines Wort ist.

Einige sprachen.

Andere schwiegen so laut, dass jedes Wort daneben verstummte.

 

Eine Mutter sagte:

„Wir hatten zwölf Sekunden.“

 

Zwölf Sekunden, um zu entscheiden, ob man lebt oder stirbt.

Zwölf Sekunden, die über Familien, Zukunft, Erinnerung entscheiden.


Der Gazastreifen war von dem Kibbuz aus zu sehen. Dadurch war der Terror dort nicht nur spürbar, sondern sichtbar.

 

Danach pflanzten wir Bäume.

Je ein Baum pro Bundesland.

Sechzehn neue Wurzeln für einen Ort, dem man Gewalt antun wollte.

 

Ich dachte:

Bäume sind nicht Symbol.

Sie sind Trotz.

 

Die Todesstraße – Ein unscheinbarer Asphaltstreifen, der sich in die Seele frisst

Auf dem Weg zum Nova Memorial fiel Corinne ein Satz, den ich bis heute fühle:

„Wir fahren jetzt die Todesstraße.“

 

Es war einfach eine Landstraße.

Ohne Mahnmale, ohne Absperrbänder, ohne Spuren.

Und genau das machte es so unerträglich.

 

Hier hatten Menschen gestanden.

Oder versucht zu fliehen.

Oder geschrien.

Oder telefoniert.

Oder gehofft.

 

Hier waren Leben verlöscht worden wie Kerzen im Sturm.

 

Als wir ausstiegen, war es so still, dass selbst der Wind leise wurde.

 

Das Nova-Memorial ist kein Denkmal.

Es ist ein Spiegel.

 

Fotos, überall. Auf Augenhöhe.

Bunt, fröhlich, jung

Menschen, die lachen, tanzen, reisen, leben.

 

Sie sehen aus wie unsere Freunde.

Wie Bekannte aus dem Verein.

Wie die eigenen Kinder in ein paar Jahren.

 

Und plötzlich steht man dort, sieht in all diese Gesichter — und versteht:

Nicht Geschichte ist hier begraben.

Sondern Gegenwart.

 

Der Film von gestern bekam eine zweite Ebene:

Gestern habe ich ihn verstanden.

Heute habe ich ihn gefühlt.

 

Und das ist viel schlimmer.

 

Als wir das Gelände des Nova-Memorials betraten, hatte ich das Gefühl, einen Raum zu betreten, der nicht einfach still ist, sondern schweigt. Nicht leer, sondern gefüllt mit Dingen, die so schwer sind, dass sie jedes Geräusch ersticken.

 

Überall standen Fotos.

Nicht irgendwo oben auf einer Wand, nicht weit weg — sondern auf Augenhöhe.

So nah, dass man unweigerlich stehenbleibt.

So nah, dass man diesen jungen Menschen direkt in die Augen sieht.

 

Alle lächeln.

Viele tanzen.

Viele haben Glitzer im Gesicht, Sonnenstrahlen auf der Haut, Freundinnen im Arm.

Viele könnten die Freunde meiner Tochter sein.

Oder sie selbst.


Auf einigen dieser "Denkmähler": Screenshots der WhatsApp-Chats am 7. Oktober. Angst. Hoffnung. Letzte Nachricht.

 

In dieser Nähe liegt der Schmerz.

 

Ich habe diese Bilder gesehen wie ein Vater.

Und in dem Moment war da ein Gedanke, der mich innerlich getroffen hat wie ein Schlag:

Was, wenn meine Tochter dort gewesen wäre?

Was, wenn dieses Gesicht vor mir ihr Gesicht wäre?

Was wäre von mir übrig?

 

Ich wollte ihn nicht denken – aber ich musste.

 

Zwischen den Bildern standen Blumen, kleine Schreine, Kerzen, Briefe. Schuhe, Trinkflaschen, bunte Armbänder, Dinge, die junge Menschen bei Festivals dabei haben.

Es war, als hätte man versucht, ein Stück Leben zu bewahren, das genau hier zerstört wurde.

 

Und während ich dort stand, sah ich in jedes dieser Gesichter, in jede dieser Augen, und spürte:

Hier endet nicht nur ein Leben.

Hier endet eine Zukunft.

Hier endet ein Lachen, eine Geschichte, ein ganzes Universum.

 

Das war der Moment, in dem der 7. Oktober nicht mehr eine Erzählung war.

Nicht ein Bericht.

Nicht ein politisches Ereignis.

Sondern ein Ort.

Ein Ort, an dem ich gerade stand.

 

Sderot – Eine Stadt, die mit dem Ausnahmezustand lebt, obwohl sie leben will

Sderot wirkt aus der Ferne wie eine ganz normale Kleinstadt.

Häuser, Straßen, Spielplätze, Kindergärten.

Ein Ort, an dem Kinder Fahrrad fahren, Mütter Einkäufe tragen, Rentner mit Plastiktüten an der Bushaltestelle stehen.

Und doch ist hier alles anders.

 

Unser Bus rollte in die Stadt, und plötzlich waren die Dinge, die wir sahen, leiser – aber auf eine Weise, die lauter war als jede Explosion.

Fensterläden aus Stahl, die eher an Tresortüren erinnerten.

Spielplätze aus Beton, die gleichzeitig Schutzräume sind.

Kindergärten, die gebaut wurden wie Bunker.

Und überall dieses Wissen, das man nicht sieht, aber spürt:

Hier lebt man mit einer Realität, die woanders nur Ausnahmezustand heißt.

 

Sderot ist die „Hauptstadt der Schutzbunker“.

Nicht, weil man hier besonders vorsichtig wäre.

Sondern weil man hier besonders oft sterben kann.

 

230 Raketenalarme in eineinhalb Jahren.

Manchmal drei am Tag.

Manchmal mitten in der Nacht.

15 Sekunden Zeit, um Schutz zu suchen.

Für Kinder, die noch nicht einmal 15 Sekunden zählen können.

 

Und dann erzählt man uns, was diese Zahlen im Leben bedeuten.

  

Ich sehe die Bilder aus den Nachrichten vor mir:

der weiße Pickup, die Terroristen, die durch die Straßen fahren,

die erschossenen Rentner an der Bushaltestelle,

Menschen, die nur einen Ausflug ans Tote Meer geplant hatten.

Momente, die das alte Sderot von einem Atemzug auf den nächsten gelöscht haben.

 

Was mich besonders getroffen hat, war die Mischung aus Routine und Trauma.

Man lernt hier früh, den Klang einer Sirene zu deuten.

Kinder werden spielerisch an Bunker gewöhnt.

Es gibt Musik statt Alarm, damit niemand rennen muss.

Und dennoch entwickeln 75 Prozent der Kinder posttraumatische Symptome.

 

75 Prozent.

Das ist keine Statistik – das ist praktisch jedes Kind.

 

Nicht zu vergessen:

Als die Hamas am 7. Oktober einfiel, waren erst die Raketen da – und dann die Männer.

Bewaffnet.

Befeuert vom Wunsch zu töten, nicht zu verhandeln.

Eine junge Frau erzählte beim Mittagessen in Sderot, wie sie sich mit ihrer kleinen Tochter im Schutzraum versteckte und deren Mund fest zudrückte, damit kein Geräusch verriet, dass jemand im Haus war.

 

Ein Kind, das nicht mal weiß, was „leise“ bedeutet, plötzlich mit der Angst konfrontiert, dass eine Silbe über Leben oder Tod entscheidet.

 

Dieses Detail hat mich lange festgehalten.

 

Gleichzeitig wird deutlich:

Der israelische Staat kann den Bedarf an Therapie nicht auffangen.

Von 10.500 evakuierten Kindern wurden nur 440 wirklich betreut.

Viele Familien tragen ihre Narben alleine.

Auch die Schule, die Kindergärten, das „Offene Haus“ – sie alle versuchen, eine Lücke zu stopfen, die eigentlich gar nicht zu stopfen ist.

 

Und während man all das hört, all das sieht, all das einatmet, sitzt man in einem Restaurant, das aussieht wie jedes mediterrane Lokal.

Die Leute kommen herein, essen, reden, zahlen, gehen wieder. Der Alltag läuft.

Er muss laufen.

Vielleicht ist das eine Form des Widerstands.

 

Oder des Überlebens.

 

Sapir College – Wo Kunst versucht, das Unsagbare auszuhalten

Der Campus des Sapir College wirkt plötzlich wie eine Insel:

Bäume, junge Menschen, Plakate, Kreativität.

 

Doch die Frontlinie ist keine 1500 Meter entfernt.

 

Wir treffen Danach Jimbo J.

Rapper.

Schauspieler.

Poet.

 

Er beschreibt, wie sich Musik verändert, wenn Trauma kein Thema mehr ist, sondern Nachbar.

 

Ich verstand:

Kunst heilt nicht.

Aber sie verhindert, dass man an der Stille zerbricht.

 

Daniel Roy Aschheim – Ein Gespräch, das die Welt ordnet und gleichzeitig schlimmer macht

Dann kam das Gespräch, das ich nie vergessen werde.

 

Daniel Roy Aschheim sprach über Israel, Gaza, Hamas, den Iran – aber nicht journalistisch, nicht diplomatisch, nicht als PR.

 

Er sprach, als stünde er selbst auf einer unsichtbaren Frontlinie.

 

Er formulierte es nicht als Schlagzeile, aber die Botschaft war klar:

„Israel macht die Drecksarbeit der Welt.“ (ein Zitat von Bundeskanzler Friedrich Merz)

 

Er meinte:

1. Die Front gegen Hamas

Nicht gegen „Palästinenser“.

Gegen eine Terrororganisation, die Schulen missbraucht, Tunnel baut, Zivilisten benutzt.

Eine Ideologie, die keinen Frieden kennt.

 

2. Die geheime Front gegen den Iran

Er sagte:

„Wir stehen zwischen den Revolutionsgarden und Europa.“

 

Er meinte: Israel verhindert Attacken, die sonst Berlin, Paris, Rom treffen könnten.

 

Er sprach über:

– zerstörte iranische Raketenfabriken

– Cyberangriffe

– verdeckte Operationen

– das Netzwerk von Hisbollah, Houthis, Milizen

– die weltweite Strategie des Regimes in Teheran

 

Und dann sagte er den Satz, der im Raum einschlug:

„Wir wären lieber ein kleines Land, das in Ruhe gelassen wird.

Aber stattdessen führen wir Kriege, die andere dadurch verhindern, dass sie wegschauen.“

Es war keine Klage.

Es war eine Diagnose.

 

Seine Worte über Gaza waren ebenso deutlich:

– Hamas verhindert jeden Frieden

– UNRWA verlängert das Problem, anstatt es zu lösen

– Eine Zwei-Staaten-Lösung ist möglich — aber nicht mit dieser PA, nicht mit Hamas

– Frieden braucht Bildung, nicht immer neue Waffen

 

Ich saß da und merkte:

Das hier ist kein Konflikt.

Das hier ist ein Weltbeben, das niemand wahrhaben will.

 

Als wir beim Nova-Memorial standen, passierte etwas, das mir erst am Abend wirklich bewusst wurde.

 

Ich hörte aus der Ferne eine Explosion.

Dumpf, entfernt, aber eindeutig.

 

Ich zuckte zusammen — ganz automatisch, wie man eben reagiert, wenn man drei Tage lang Geschichten von Terror, Angriffen, Raketen und Überfällen gehört hat.

 

In dem Moment sah mich ein älterer israelischer Mann an, der ein paar Meter neben mir stand.

Er lachte freundlich, fast warm, und winkte ab, als wolle er sagen:

 

„Alles gut. Das hier ist normal.“

Niemand um uns herum reagierte.

Keine Hektik. Kein Schreck. Kein Innehalten.

Die Gruppe blieb ruhig, fast selbstverständlich.

 

Und auf einmal wurde mir klar:

Hier ist Nähe zu Terror kein Ausnahmezustand, sondern Geografie.

Eine Tatsache.

Ein Hintergrundgeräusch des Lebens.

 

Später erfuhren wir, was wir da vermutlich gehört hatten.

 

Nach unserem Gesprächs mit Daniel am Nachmittag wurde bekannt, dass ganz in der Nähe ein Hilfskonvoi nach Gaza von der Hamas angegriffen worden war.

Zwei der sogenannten „Heads of Gaza“ wurden dabei getötet.

Mehrere Explosionen waren Teil dieser Attacke.

 

Und plötzlich ergab es Sinn:

Dass die Einheimischen lachten.

Dass niemand zusammenzuckte.

Dass ich der einzige war, der kurz erstarrte.

Für sie war es Alltag.

Für mich war es ein Schock.

 

Dass ich dieses Geräusch am Nova-Memorial gehört habe — genau dort, wo junge Menschen starben — machte den Moment noch surrealer.

Fast wie ein Echo der Geschichte, das sich in die Gegenwart drängt und sagt:

„Es ist noch lang nicht vorbei.“

 

Abend in Tel Aviv – Ein trotziges Leben

Um 20:30 Uhr stand Abendessen und Pub Crawl auf dem Programm. Nach allem, was wir gehört, gesehen, gespürt hatten.

 

Es fühlte sich falsch an und gleichzeitig notwendig.

Tel Aviv lebt nicht, weil es den Süden vergisst.

 

Sondern obwohl es ihn kennt.

Ich verstand auf einmal:

Lebensfreude ist hier keine Ablenkung —

sie ist Widerstand.

 

Was bleibt?

Tag 4 war der Tag, an dem Israel nicht mehr Konzept war.

Sondern Wunde.

Und trotzdem Hoffnung.

Der Tag, an dem ich begriff:

„Nie wieder“ ist weltweit ein Zitat —

aber hier ist es ein Verb.

Ein tägliches Tun.

Ein täglicher Schutz.

Ein tägliches Aushalten.

Ein tägliches Überleben.

 

Ich bin abends in Tel Aviv eingeschlafen und dachte:

Es ist ein Privileg, wieder nach Hause fliegen zu dürfen.

Für viele hier ist Heimat kein Ort, an den man zurückkehrt –

sondern einer, den man beschützt, damit er bleibt.

 

Der 7. Oktober – mehr als ein Datum

Je länger ich in Israel unterwegs bin, desto klarer wird mir:

Der 7. Oktober ist hier kein „Ereignis“. Er ist eine offene Wunde.

 

In Deutschland reden wir oft abstrakt: „Terrorangriff“, „Eskalation“, „Konflikt“.

Aber nüchtern betrachtet war der 7. Oktober 2023 etwas anderes:

der größte Massenmord an Juden seit der Schoah.

1182 Menschen getötet, über 250 verschleppt, Tausende verletzt.

Nicht, weil sie „im Weg“ waren. Sondern weil sie Juden waren. Weil sie Israelis waren. Weil sie da waren.

 

Was mich daran so fassungslos macht, ist die Kombination aus Präzision und Barbarei.

Der Angriff begann nicht „einfach so“ mit ein paar Raketen.

Er war jahrelang geplant: Raketenhagel zur Überforderung der Luftabwehr.

Gleichzeitig der Durchbruch durch den Grenzzaun.

Überfälle auf Kibbuzim wie Be’eri, Kfar Aza, Nir Oz, Nahal Oz.

Massaker in Häusern, Schutzräumen, auf Straßen.

Menschen, die sich im Bunker verstecken – und dort mit Handgranaten und Brandsätzen ermordet werden.

Ganze Familien, ausgelöscht in einem einzigen Morgen.

 

Dazu das Nova-Festival bei Re’im.

Ein Open-Air, 3.000 junge Menschen, Sonnenaufgang, Musik – und dann:

364 Tote, Dutzende Geiseln.

Es ist diese Perversion, dass ausgerechnet ein Fest der Freiheit zum Schlachtfeld wird, die etwas in mir zerreißt.

 

Wenn man vor Ort war, bekommt dieser Tag ein anderes Gewicht.

Ich habe an der „Todesstraße“ gestanden, an der Autos im Stau zu Zielscheiben wurden.

Ich stand im Nova-Memorial, mitten zwischen den Bildern der Getöteten und Vermissten, auf Augenhöhe, fast zum Berühren.

Die meisten in dem Alter meiner eigenen Tochter.

Und plötzlich ist der 7. Oktober nicht mehr „dort drüben, damals“,

sondern rückt gefährlich nah an die eigene Biografie.

 

Terror ist keine „blinde Gewalt“.

Er ist Gewalt mit Absicht.

Er will nicht nur töten, sondern eine Botschaft in die Seele eines Landes ritzen:

Ihr seid nicht sicher.

Eure Kinder sind nicht sicher.

Eure Feste sind nicht sicher.

Euer Zuhause ist nicht sicher.

 

Der 7. Oktober war genau das:

ein Versuch, Israel und – indirekt – die Idee von Normalisierung, Frieden und Annäherung zu sabotieren.

In dem Moment, in dem sich Israel mit arabischen Staaten an einen Tisch setzte,

schlug eine Terrororganisation zu, deren Ziel nicht ein eigener Staat ist,

sondern die Zerstörung des jüdischen.

 

Und trotzdem sitze ich abends in Tel Aviv, in einer Stadt, die weiterlebt,

während im Süden Menschen mit ihren Erinnerungen ringen.

Vielleicht ist das der stärkste Satz, den ich aus diesen Tagen mitnehme:

 

Der 7. Oktober definiert nicht nur, was passiert ist.

Er stellt die Frage, wer wir danach sind.

 

Ob wir abstumpfen oder hinsehen.

Ob wir relativieren oder benennen.

Ob wir uns wegducken – oder Verantwortung übernehmen.

 

Für mich heißt das nach dieser Reise:

Nie wieder ist keine historische Folklore.

Es ist ein Gegenwartsauftrag.

Gerade, wenn man an den Orten gestanden hat, an denen aus einem Samstagmorgen die Hölle wurde.

 
 
 

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