Ein Jahr voller Abschiede, Erkenntnisse und neuer Wege
- christophmatthes86
- 30. Dez. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Ein Jahr voller Kontraste liegt hinter mir – ein Jahr, das mich lehrte, dass Abschied nicht immer Verlust bedeutet, sondern manchmal auch Raum für Neues schafft. 2024 war ein Jahr der Erkenntnisse, des Loslassens und des Ankommens bei sich selbst. Es war ein Jahr, in dem ich nahezu alles in Frage stellte und gleichzeitig Antworten fand.
Der Tod war in diesem Jahr kein seltener Begleiter. Das Ringen um den letzten Atemzug eines geliebten Menschen zeigt uns nicht nur die Zerbrechlichkeit des Lebens, sondern auch seine Würde. Ich durfte an einem Sterbebett sitzen und verstehen, dass der Tod nicht das Ende ist. „Jedes Grab ist das Tor zum Himmel“, hat ein für mich sehr prägender Mensch einmal gesagt. Und auch wenn der Verlust schmerzt, so bleibt die Überzeugung, dass der Tod im katholischen Glauben eine Beförderung ist – mit einem Augenzwinkern betrachtet.
Doch dieses Jahr war nicht nur geprägt von Verlusten Es gab auch Geschichten des Triumphs, die mich berührt haben: Menschen, die sich aus den Fängen schwerer Krankheiten befreiten, und damit zeigten, dass der Lebenswille stärker ist als jede Herausforderung. Es sind diese Momente, die Hoffnung spenden.
Vertrauen war ein zentrales Thema in diesem Jahr. Ich habe erlebt, wie wertvoll Vertrauen ist, wie es Tröpfchen für Tröpfchen aufgebaut wird und wie schnell es literweise verloren gehen kann. Offenheit ist ein Geschenk, keine Schwäche. Doch sie kann auch verletzlich machen. Das hat mich gelehrt, wie wichtig es ist, auf die Menschen zu setzen, die wirklich hinter einem stehen – die eine gemeinsame Vision teilen, auf die man sich verlassen kann, die einen fordern, fördern und lieben.
Beruflich habe ich in diesem Jahr mehr Verantwortung übernommen, ehrenamtlich hingegen Zuständigkeiten abgegeben. Beides war lehrreich: Verantwortung abzugeben, ist kein Kontrollverlust, sondern Ausdruck von Vertrauen. Es hat mir gezeigt, wie viel stärker ein Team wird, wenn man loslässt. Denn manchmal braucht es den Mut, einen Schritt zurückzutreten – nicht als Niederlage, sondern um Anlauf zu nehmen.
heißt es in einem Lied, das mich in diesem Jahr mehrfach begleitet hat. Genau dieses Gefühl hatte ich oft – sei es in Projekten oder in Momenten, in denen ich auf andere bauen konnte. Oder es war die Antwort auf die Fragen „Warum tust du dir das an?“, „Wie schaffst du das nur?“ oder „Hat dein Tag mehr als 24 Stunden?“
Manchmal fühlt sich das Leben an wie ein Weg, der erst im Gehen entsteht. Dieses Jahr habe ich Wege betreten, die ungewohnt waren, aber umso lehrreicher. Zwei große Projekte, die mich lange begleitet haben, konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Es war ein Jahr, in dem ich gelernt habe, dass Loslassen oft mehr Kraft erfordert als Festhalten, aber auch mehr Perspektiven schafft und feststellen lässt, dass man die Hände frei hat, wenn man loslässt.
Natürlich gab es auch Projekte, die nicht wie erhofft verliefen. Erkenntnisse und Kontakte bleiben trotzdem wertvoll.
Und genau das ist die Essenz dieses Jahres: Es ging nicht immer ums Ziel, sondern um den Mut, den nächsten Schritt zu machen – auch wenn der Weg praktisch nie gerade war und man aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt wurden, Treppen bauen musste, um das Ziel einmal wieder zu sehen oder auch Mauern, um sich von dem abzugrenzen, was mir nicht guttut – Energieräubern, Flügelstutzern und Stromgleitern.
Freunde sind die Brücke, die uns trägt, wenn der Boden unter unseren Füßen wankt. Dieses Jahr hat mich gelehrt, dass Freundschaft nicht nur in guten Zeiten glänzt, sondern besonders dann, wenn es stürmt. Aber auch dass der Freundeskreis im Laufe der Jahre zwar kleiner, aber dafür wertvoller wird. Sie sind diejenigen, die uns halten, wenn wir straucheln, und uns ermutigen, wenn wir selbst den Glauben verlieren.
Ein Bild begleitet mich: die Kerze im Wind, die auf der einen Seite eine Mauer bildet und auf der anderen Seite Wachs wie Tränen vergießt. Dieses Jahr war voller solcher Momente – voller Tränen, voller Mauern, aber auch voller Hoffnung. Gegenwind mag anstrengend sein, doch er ist auch notwendig. Ein Flugzeug braucht Gegenwind, um abzuheben. Und so habe ich in diesem Jahr gelernt, kritisches Feedback, dass teilweise unter die Gürtellinie oder teils sogar unter die Schuhsohlen geht eine Botschaft innehaben kann, die Auftrieb verleiht besser zu werden.
Dieses Jahr hat mir viel genommen, aber auch viel gegeben. Es hat mir gezeigt, dass Vertrauen Mut erfordert, dass Abschiede Raum schaffen und dass wir nur weiterkommen, wenn wir bereit sind, den nächsten Schritt zu machen.
Doch am meisten habe ich in diesem Jahr gelernt, die Erwartungen anderer zu unterlaufen – mit einem Lächeln auf den Lippen und einer Ruhe, die nicht immer selbstverständlich war. Wo ich früher laut geworden wäre, habe ich heute geschwiegen, wo ich mich einst echauffiert hätte, bin ich jetzt milde geblieben. Es gab Momente, in denen ich bewusst gute Miene zum bösen Spiel machte, doch nicht aus Schwäche, sondern mit der stillen Genugtuung, dass der Subtext meiner Taten alles sagte, was Worte nicht mehr mussten. Durchdringende Ignoranz wurde zur Kunstform, sarkastische Ironie zum Schutzschild, erbarmungslose Ehrlichkeit zur Waffe – und in den Zwischentönen blieb Raum für den klassischen Gruß des Widerstands: charmant, unsichtbar, und doch unübersehbar den Mittelfinger zu erheben. Ein poetischer Schlussakkord für ein Jahr, das mich lehrte, dass der eleganteste Sieg manchmal der ist, der sich wie ein Lächeln tarnt.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Es ist nicht das Leben, das uns prägt, sondern wie wir darauf antworten. 2024 war eine Reise, die mich herausgefordert, geformt und stärker gemacht hat. Es war ein Jahr, das zeigte, dass jeder Abschied auch ein Neubeginn ist, dass Vertrauen Mut erfordert und dass Gegenwind uns nicht nur fordert, sondern auch trägt.
Jetzt, da ich zurückblicke, wird eines klar: Alles, was ich erlebt habe – die Höhen und die Tiefen, die Siege und die Verluste – war ein Teil der Geschichte, die ich selbst schreiben durfte. Und während ich die letzten Seiten dieses Kapitels schließe, nehme ich die Lektionen, die Freunde, die Träume und die Zuversicht mit ins nächste Jahr. Denn das Beste daran, zu lieben was man tut und seine eigenen Wege zu gehen, ist, dass alles irgendwie allein kommt und die Wege erst beim Gehen entstehen – voller Überraschungen, voller Leben, voller Möglichkeiten.
Das neue Jahr mag unbeschriebene Seiten bereithalten, aber mit jedem Schritt, den wir wagen, füllt sich die leere Seite mit Geschichten, Begegnungen und Hoffnungen. Und wer weiß? Vielleicht wird es genau das Jahr, in dem wir lernen, nicht nur den Weg zu gehen, sondern auch ihn zu genießen – mit Vertrauen, Mut und dem guten Gefühl, dass das Beste oft noch vor uns liegt.
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